Von Menschen und Bäumen

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Sonntag, 3. Mai 2020

Die verschwundene Grenze 2/3

Am nächsten Morgen ging es nach einem guten Frühstück wieder in Richtung S-Bahn. Wir hatten Glück, die Aufzüge an den S-Bahnstationen funktionierten und nach 1,5 Stunden waren wir wieder in Spandau. Dann noch  4 km und wir waren wieder auf der Route.
Wenig später hielten wir wegen eines Trafohauses an.


Das war unser Glück. Hätten wir dort nicht alle 4 Seiten fotografiert, hätten wir den Wegweiser für den Mauerweg übersehen.
Es ging also weiter in Richtung ehemaliger Grenzübergang Staaken. Für die Westberliner war es der Grenzübergang Heerstraße.
Wo früher Abfertigungs-und Kontrollanlagen standen und Bewaffnete ihren Dienst versahen, erinnern nur noch Infotafeln an die verschwundene Grenze.


In Groß Glienicke durchquerten wir ein Tor des ehemaligen Gutshofes und entdeckten wenig später eine unserer Meinung nach gut gestaltete Mauererinnerungsstätte.


Mauerreste wurden hier so in Szene gesetzt, dass man den Mauerverlauf nachempfinden kann. Die Mauer trennte zu DDR -Zeiten den Ort vom See. Die Bewohner Groß Glienickes konnten nicht an den See und die 3,60 m hohe Mauer versperrte auch den Blick auf den See.


Zum Glück hat man für heutige Besucher ein Loch im Zaun gelassen und so konnten wir am Groß Glienicker See eine Pause machen und die wunderbare Landschaft genießen.
Leider kann man auch heute nicht den gesamten Uferweg begehen oder befahren. Fast 20 Jahre lang war der ehemalige Postenweg  frei passierbar. Aber 2009 stellten die ersten Anwohner Sperren auf.
Seitdem streiten sich die Parteien. Mit einigen Anrainern konnte sich die Stadt Potsdam einigen aber auch Enteignungen wurden verfügt um ein Wegerecht zu erreichen. Der Streit ist noch nicht zu Ende.
Ich kann nicht verstehen, dass dort wieder Wege blockiert sind, die nach dem Fall der Mauer  für 20 Jahre nutzbar waren.
Unser nächstes Zwischenziel war für mich  ein Hightlight der Tour.
Die Heilandskirche von Sacrow sah ich bisher nur vom See bzw. vom gegenüberliegenden Ufer.


Diese Kirche stand früher im Niemandsland der Grenze und war lange Zeit stark beschädigt. Nun konnten wir das wundervolle, wieder restaurierte Gebäude bewundern. Das Innere konnten wir leider nicht besichtigen aber ich war auch so begeistert vom Ensemble  Kirche, See und Park.


Wenn ihr das Bild mit dem Kreuz vergrößert, könnt ihr auf der gegenüberliegenden Seite  die berühmte Glienicker Brücke sehen. Die deutsche Teilung verlief quer über diese Brücke. Links von der Brücke war Westberlin (und ist Berlin) und auf der rechten Seite betritt man Potsdam, die Landeshauptstadt Brandenburgs.

Wir fuhren weiter am Jungfernsee, dem Lehnitz- und Krampnitzsee entlang, passierten den Ort der Potsdamer Konferenz, Schloss Cecilienhof,  und erreichten die Glienicker Brücke.


Wir waren in den vergangenen Jahren schon an der Brücke aber diesmal nahmen wir uns die Zeit, sie genauer anzuschauen und auch die Stufen zum Wasser hinunter zu gehen.


Kurz nach der Brücke erreichten wir Klein Glienicke. Klein Glienicke war  eine Exklave der DDR, was ihr hier auf einer Karte gut sehen könnt. Auf der kleinen Brücke, die ihr hinter den Infostelen sehen könnt, wurden die Passierscheine kontrolliert.


Das zweite Bild zeigt eines der Schweizer Häuser, die dort zum Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurden. 6 der ursprünglich 10 Häuser wurden im Verlauf der Grenzsicherung leider abgerissen. Die verbliebenen Häuser stehen heute natürlich unter Denkmalsschutz.
In Klein Glienicke gibt es auch ein Cafe, dass für sein selbstgemachtes Eis bekannt ist. Wir waren sehr erfreut, dass das Cafe seine Eistheke geöffnet hatte und so kam ich auch am zweiten Tag zu einem frischen Nachmittagskaffe (mit Eis) und mein Lieblingsmann zu einem kühlen Getränk. Da wir uns natürlich nicht hinsetzen konnten, verteilten sich die Leute auf dem Parkplatz und am Fahrradständer um mit Abstand eine kleine Genusspause einzulegen.

Noch einmal überquerten wir einen ehemaligen Grenzübergang. Der Kontrollpunkt Dreilinden-Drewitz befand sich an der Transitstrecke zwischen Westberlin und der DDR auf der Verlängerung der Avus.


Wir fuhren natürlich nicht auf der Autobahn weiter sondern durch den Wald weiter


und erreichten nach ca. 50 km unser zweites Etappenziel, den S-Bahnhof Teltow Stadt.

7 Kommentare:

Jutta hat gesagt…

Liebe Malesawi,

tolle Aufnahmen hast Du mitgebracht. Ich bin ganz begeistert und man bekommt richtig Lust, auch mal da langzuradeln. Aber das schaffe ich dann doch nicht mehr.
In Staken bin ich noch nie gewesen, aber ich kenne den Sacrower See mit Schloss und Kirche. Da war ich mal mit der Wandergruppe. Ich glaube, das war auch um die Zeit. Eine wunderschöne Gegend.

Liebe Grüße
Jutta

Schwabenfrau hat gesagt…

Das Ensemble gefällt mir schon sehr gut, vor allem die schönen Mosaikarbeiten, sieht zumindest so aus.
An der Glienicker Brücke bin auch schon gewesen. Hier haben die DDR und die Mächte ja immer ihre Leute ausgetausch.
Interessant ist doch auch die Geschiche von Gary Powers.
Ich weiss gar nicht mehr, wann das war. Aber wir haben da mal eine Führung mitgemacht.
Diese Brücke ist schon eine tolle Konstruktion. Wenn ich mal je nach Berlin komme, dann kann ich das alles gar nicht ansehen. Ich schwelge halt gerne auch in der Geschichte.
Ein liebes Grüßle Eva
die hofft, dass der MAi-Bock bekommlich war.
;-))

Kirsi schreibt hat gesagt…

Oh was für wunderschöne Fotos - ich bin ganz begeistert von Deiner Radtour. Ja diese Kirche ist einfach herrlich (gehört habe ich noch nie von ihr), aber wie sie dort so liegt am Wasser ist schon richtig himmlisch.
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht, liebe Grüße
Kirsi

Arti hat gesagt…

Auch der zweite Teil ist wieder ganz wundervoll bebildert und beschrieben. Da kommt man gerne mit und lässt sich alles erklären.
Grenzpassierungen waren ja früher immer eine heikle Sache bei der ich immer viel Angst hatte, weil die Grenzbeamten meist sehr unfreundlich ihre Macht auch zeigten. Nur gut, dass dies alles Vergangenheit ist.
Mein Highlight war heute die Heilandkirche und die Glienicker Brücke. prima dass sie so gut erhalten werden.

Liebe Grüße in die neue Woche
Arti

Naturwandererin hat gesagt…

Oja, die Glienicker Brücke sagt mir was, das war von Wannsee aus nicht weit mit dem Rad, da sind wir öfter mal hingefahren, um uns diese ungewöhnliche Grenze näher anzuschauen. Man hat uns immer sehr genau beobachtet mit den Ferngläsern, das war schon ein komisches Gefühl. Deine Beschreibung von eurer Radtour gefällt mir gut und dass dann noch ein Kaffee und ein Eis möglich war, tat sicher allen gut.
Liebe Grüße,
eine gute Woche
Edith

Anonym hat gesagt…

Liebe malesawi,
das war ja ein herrlicher zweiter Teil der Tour. Du hast so viel Geschichte wieder lebendig gemacht. Das Ensemble Kirche-See und Park ist wirklich ein besonderer Anblick.
Schön war aber auch, dass ihr so herrliches Wetter hattet.
Danke für die vielen feinen Fotos!
Guten Wochenstart und lieben Gruß
moni

❈Paula❈ hat gesagt…

Liebe Malesawi,

schön das du uns mitgenommen hast. Wir haben auch schon die Glienicker Brücke gesehen. Wir hatten mal eine Busfahrt dahin gemacht und dem Schloss Sanccoucin einen Besuch abgestattet. Eine sehr interessante Fahrt, leider war es an dem Tag sehr heiß.

Viele liebe Grüße
Paula